Als erster Chefarzt führte Dr. Walter Kunz die damalige Rheumaklinik aus den harzigen Anfangsjahren in eine vielversprechende Zukunft.
Als Dr. Walter Kunz Ende 1995 in Pension geht, überreichen ihm seine Mitarbeitenden einen Schlüssel. «Zu Deinem neuen Büro», sagen sie, und: «Komm zurück, wann immer Du willst!» Ein schmeichelndes Angebot, von dem Kunz absehen wird. Er weiss: Die Nachfolge ist geregelt, die Klinik auf Erfolgskurs, seine Mission erfüllt.
26 Jahre zuvor fährt Walter Kunz erstmals nach Bad Zurzach. Eine Rheumaklinik gibt es da noch nicht, aber genau deshalb ist er ja da. Von seinem Chef im Universitätsspital Zürich, Prof. Dr. Albert Böni, hat er einen Spezialauftrag erhalten: Er soll den Bau einer neuen Klinik, die Bönis Freund Dr. Walter Edelmann in Bad Zurzach errichten will, als medizinischer Berater begleiten. Kunz ist damals mit 36 Jahren der jüngste Oberarzt an der Klinik für Rheumatologie des Universitätsspitals Zürich. Doch weil er nicht nur ein hervorragender Mediziner ist, sondern sich auch in der Baukommission als umgänglicher Mensch erweist, erhält er Ende 1972 das Angebot, erster Chefarzt der neuen Rheumaklinik zu werden. Er folgt dem Ruf aus Bad Zurzach.
Ob das eine gute Idee war? Nach dem ersten Betriebsjahr präsentiert ihm Dr. Walter Edelmann die Jahresrechnung mit einem Defizit von 814'583 Franken. Kunz führt dies in einer Standortbestimmung auf drei Gründe zurück: Erstens fehlt der Rheumaklinik ärztliches Personal. Das liegt auch daran, dass die Ärztevereinigung die junge Klinik erst nach zwei Jahren als Weiterbildungsbetrieb anerkennt. Zweitens mangelt es den zuweisenden Ärztinnen und Ärzten in der Region noch an Vertrauen in die neue Institution – und die Konkurrenz in Baden, Bad Schinznach und Rheinfelden ist nicht weit. Drittens hadert Kunz mit dem Führungskonzept, das aus zwei gleichberechtigten Partnern besteht, ihm als Chefarzt und einem Verwaltungsdirektor. «Ich wollte eine renommierte Klinik mit modernster Einrichtung aufbauen, der Verwaltungsdirektor hingegen sollte bei bescheidener Tagestaxe eine ausgeglichene Rechnung vorlegen – das konnte nicht funktionieren», erinnert sich Kunz.
1975 übernimmt ein neuer Verwaltungsdirektor, Dr. Roland Sramek, die Zügel. Kunz ist ihm unterstellt. Doch weil die beiden denselben Führungsstil pflegen – fordernd, aber familiär –, verstehen sie sich bestens. Das wirkt sich auf den Betrieb aus: Ab 1977 sind die Betten meist voll belegt, 1985 wird ein Erweiterungsbau eröffnet, 1991 ein Fortbildungszentrum für Physiotherapie, ein Jahr darauf eine Abteilung für Neurorehabilitation – alles Pionierprojekte, vorangetrieben von Dr. Walter Kunz. Als dieser 1995 in Pension geht, floriert die Klinik und platzt aus allen Nähten. Ein Grund mehr für Kunz, auf ein Büro als Pensionär zu verzichten.