Judith Meier hat bereits als Schülerin ihre Schnuppertage bei ZURZACH Care absolviert; heute ist sie Vizepräsidentin des Verwaltungsrats. Niemand in der Schweiz hat in den letzten Jahren das Konzept der Rehabilitation so sehr geprägt wie sie.
Als ZURZACH Care 2003 vor einer Neuausrichtung steht, verfasst Judith Meier die Broschüre «Neue Wege in der Rehabilitation». Der Titel ist typisch für die energische Aargauerin. Neue Wege hat die heute 60-jährige Zeit ihres Lebens beschritten, ist immer vorausgegangen, aber dabei selten allein geblieben.
Als eine der ersten Frauen aus ihrem Heimatdorf Schneisingen macht sie die Matura. Doch studieren will sie nicht. Sie möchte mit Menschen arbeiten und erinnert sich an die eindrücklichen Schnuppertage, die sie 14-jährig in der Physiotherapie bei ZURZACH Care erlebt hat. Am Universitätsspital Zürich lässt sie sich zur Physiotherapeutin ausbilden.
Mit 27 Jahren wird sie überraschend für die von ihr mitgegründeten Jungen Liste des Bezirks Zurzach in den Grossen Rat gewählt. Als Mitglied des Aargauer Kantonsparlaments beginnt sie, sich für die politischen Aspekte ihrer Arbeit zu interessieren und nimmt für 12 Jahre Einsitz in die Gesundheitskommission.
Beruflich engagiert sie sich mittlerweile als Berufsschullehrerin. Noch vor der Jahrtausendwende bildet sie sich zum Master of Health Administration weiter. Thema ihrer Abschlussarbeit: «Strategisches Management einer Rheuma- und Rehabilitationsklinik». Ihr Co-Betreuer ist Stephan Güntensperger, damals Verwaltungsdirektor von ZURZACH Care. Dieser stellt Judith Meier 2001 an, damit sie ihn bei der strategischen Neuausrichtung des Unternehmens unterstützt.
Ein absehbarer Trend: Die Einführung von Fallpauschalen wird Akutspitäler in Zukunft dazu drängen, Patientinnen und Patienten früher in die Rehabilitation zu entlassen. Das aber wird das Risiko von Rückverlegungen vergrössern – zum Leidwesen der Betroffenen. So entwickelt Meier die im Schweizer Gesundheitswesen revolutionäre Idee, die Rehabilitation direkt in die Akutspitäler zu bringen, indem ZURZACH Care ebendort eigene Abteilungen oder Kliniken eröffnet.
2006 kann ZURZACH Care im Kantonsspital Baden ihre erste integrierte Rehabilitationsabteilung eröffnen, bestehend aus zwei Zimmern, vier Betten und null Leistungsaufträgen. «Wir haben anfangs draufgezahlt», erinnert sich Judith Meier. Das ist der Preis, den Pioniere zahlen.
Doch dann kommen die Leistungsaufträge und das Konzept der integrierten Rehabilitation macht Schule – bei ZURZACH Care, das heute sechs integrierte Rehakliniken betreibt, und bei vielen Nachahmern.
Den Pioniergeist hat Judith Meier nie verloren. Ihr letzter Coup: reha@home, ein seit 2018 bestehendes Angebot von Rehabilitation und Pflege in den eigenen vier Wänden der Patientinnen und Patienten. Nie war Rehabilitation so wohnortnah.
Ein Gespräch mit Judith Meier, ehemalige CEO, Vizepräsidentin des Verwaltungsrats und Stiftungsratsmitglied